Rennbericht Rise & Fall Mayrhofen 2012
Der Rise and Fall ist ein vom TVB Mayrhofen/Hippach ins Leben gerufener Winter-Extremsport-Teambewerb, bei dem ein Skitouren-Aufstieg (Rise), ein Gleitschirm-Flug (Fall), ein MTB-Hillclimb (Rise) und ein Ski-Riesentorlauf (Fall) von einer Mannschaft zu absolvieren sind.Skitour – Aufstieg (Marian)
Da war es nun endlich – das erste Rennen der neuen Saison. Endlich würde sich herausstellen ob ich ausreichend trainiert hatte um an meine gute Form vom Vorjahr anzuknüpfen. Wie bereits die Zillertaler Bikechallenge und der Harakiri Berglauf war Rise & Fall vom Zillertaler Tourismusverband perfekt organisiert und wie bereits bei den beiden anderen Bewerben waren auch wieder die Besten der Besten am Start. Diesmal gleich in 4 Diszipinen. Profis, Weltmeister, Olympiateilnehmer, und, und, und. Ebenso groß wie Anzahl der Topathleten waren die Startgeschenke die wir erhielten und ein mehrfaches der Startgebühr wert waren. 400 Höhenmeter sehr steile Piste galt es für mich zu bewältigen und da ich dafür bestimmt keine 20 Minuten brauchen würde, hieß es von Anfang an Vollgas geben. Nach dem Startschuß kam ich sehr gut weg und konnte mich am flachen Start noch an die Sohlen von Toni Palzer (Juniorenweltmeister) und Rottmoser Seppi (Europameister im Sprint) heften. Natürlich fingen sie sich dann im Steilen an abzusetzen und alsbald holte mich Fischer Rene (ÖM Vertical) und auch der Nationalteamläufer Jackob Hermann, der im Team mit Alban Lakata, Roman Rohrmoser und Patrick Hörhager den Bewerb später gewann, ein. Durch die Steilheit der Piste fingen die Oberschenkel bald brennen an und der Kampf wurde immer härter. Hinter mir waren mit recht gleichbleibenden Abstand Manfred Holzer (im Team mit Daniel Federspiel) und Bernhard Haller. Ich ging über meine Schmerzgrenze und konnte doch tatsächlich den für mich sehr guten 5. Platz halten und bewältigte die 405 Höhenmeter in ca. 13,5 Minuten. Toni, der schnellste Tourenläufer, benötigte unglaubliche 11,5 Minuten!
Paraglide (von mir)
Wir Paragleiter wurden um 10:00 Uhr mit Taxis zum Gasthaus Wiesenhof hochgefahren und das letzte Stück wurde zu Fuss zurückgelegt. Die noch viele Zeit zum Start nutzte man um sich mit anderen auszutauschen, plaudern usw. Ebenso musste ich noch die Startnummer auf das Untersegel meines Schirms aufkleben und das bei leichtem Nieselregen. Bei den Mitstreitern stellte ich fest dass sich die meisten Ausrüstungsmässig voll optimal für so einen Wettkampf gerüstet haben (leichtes Gurtzeug, kleine Schirme). Ich musste bald feststellen das mein Sky Reverse 2 zum Laufen eher ungeeignet ist, da mich die Beinschlaufen an der Laufbewegung voll blockierten.
Wir mussten nach der Übergabe Skitour (Marian) noch ein wenig die Skipiste zum Startplatz hochlaufen, und nach der Landung noch ca. einen halben Kilometer samt Gleitschirm und Ausrüstung zur Wechselzone sprinten um an die Biker zu übergeben. Nachdem die Abwaage aller Paragleiter auf der Waage vollzogen war und man das Wetter als flugfähig befand hiess es bei Regen um 11:45 Aufstellung zu nehmen und auf die Skitouringer zu warten. Um 12:11:35 kam der Erste dieser flotten nach oben laufenden Tourengeher, der Anton Palzer daher geflogen. Nicht weit dahinter mein Teampartner Marian mit einer super Performance an 5. Stelle – unglaublich für mich. Ich lief den Anstieg im beengten Gurtzeug hoch zum Startplatz *keuch, keuch*, breitete meinen Gleitschirm aus und hängte ihn ans Gurtzeug ohne jegliche Leinenkontrolle. Ich startete los und musste sofort nach dem Abheben bemerken dass es mich stark nach links zog und ich bemerkte einen grossen Leinenknäuel im linken Steuerleinenteil. Der Versuch diesen durch Ziehen herauszubekommen scheiterte und ich musste den Flug abwürgen, und dabei hat sich auch noch ein Begrenzungsnetz leicht verhängt, doch alles ging glimpflich aus. Ich fasste den Schirm auf den Rücken und musste nochmals hochlaufen – die Minuten verstrichen wie im Flug – und startete den 2. Versuch, welcher diesmal glückte. Nach einem kurzen Geradeausflug vom Hang ging es 90° links um die erste Markierung in Richtung 2. Wendepunkt einer Hütte am Boden zu umfliegen. Nach dieser konnte man mit Vollgas und dann im “Sturzflug“ in Richtung Ahornbahn zum Landeplatz hinab gleiten. Nach der Landung ging es mit Schirm und Gurtzeug ca. 1 km zur Übergabe an den Mountainbiker (Tom), der schon verzweifelt und unwissend was mit mir los sei wartete. Persönlich hat es mir sehr viel gebracht, denn jedes Missgeschick hat auch sein Lehrreiches und ich mache das nächste Mal sicher ein paar Sachen anders. Fürs Team tut mir es leid das wir den super Platz nach dem Skitouring nicht halten haben können.
MTB – Hillclimb (Tom)
Wow, ganz schön viel Aufwand, für vielleicht gut 20 min MTB-Bergrennen: früh angereist (ca. 4 Stunden vor meinem Bike-Start), Tacx-Rolle zum Einfahren von Marian ausgeliehen, inkl. zweitem Hinterrad mit Furious Fred drauf, die vom Veranstalter gesponserten Spikereifen auf dem Bike montiert (ich hatte noch nie vorher Spikes am Bike), Trainingsrunde inkl. Streckenbesichtigung absolviert. Das alles bei nicht gerade optimalen Bedinungen – der Föhn und der leicht einsetzende Regen hat der Bike Strecke ab der 2. Hälfte am Forstweg ordentlich zugesetzt – zentimetertiefer “Gatsch” und entsprechend mühsames bzw. teilweise kaum mögliches Vorwärtskommen dämpften die Vorfreude auf das Rennen doch ein bisschen. Die Spike-Reifen waren für diese Bedingungen kompett “für die Fisch’”, also nach dem Einrollen noch schnell den Furious Fred auf dem Vorderrad montiert, um zumindest im unteren Abschnitt auf Asphalt schneller zu sein; sowie den Luftdruck im Hinterrad auf knapp unter 2 bar reduziert, um am Schneematsch ein bisschen mehr Traktion zu erreichen. Das optimale “Setup” des Bikes war bei diesem Rennen also wesentlich schwieriger zu erreichen als bei “normalen” Rennen – einerseits musste man schauen dass man für den unteren Abschnitt am Asphalt möglichst viel Speed erreicht; andererseits ist im 2. Abschnitt die Traktion im Schneegatsch entscheidend – hier galt es einen optimalen Kompromiss zu finden.
Noch ein paar Intervalle, den Puls 2,3 mal nach oben getrieben, und um kurz vor zwölf begab ich mich zum Startbereich. Von Peter’s Malheur habe ich in der Wechselzone im Tal nichts mitbekommen. Ich verfolgte zunächst den Start der Tourengeher, besser: Tourenläufer, die wie Raketen losstarteten. Marian war dicht dran an der Spitze, und an dritter Position liegend nahm er das Steilstück in Angriff. Da musste ich mich sputen um ja rechtzeitig in der Wechselzone zu sein, das wird sicher nicht lange dauern dann bin ich an der Reihe … nach 2,3 weiteren Intervallen (um nicht auszukühlen) begab ich mich in die Wechselzone.
Aber Peter kam nicht, und kam nicht. Die Minuten vergingen, ein Paragleiter nach dem anderen landete in der Wechselzone, ein Biker nach dem anderen nahm die Strecke in Angriff, und mit jedem wurde ich nervöser. Irgendwann waren wir nur noch zu dritt – eine Dame (vom einzigen Damenteam “VIP CHIX”), noch einer, und ich – ansonsten waren alle anderen 30 Radlfahrer schon auf der Strecke. WAS IST DA LOS !?!? Wurden wir disqualifiziert? Gab es ein Problem? Oder warum kommt Peter einfach nicht?? An einen Unfall o. ä. wagte ich nicht zu denken, zumal der Platzsprecher immer noch bester Laune war und ständig die Action und die Stimmung in der Wechselzone kommentierte. “Das wird nichts mehr”, dachte ich, und stellte mich schon darauf ein heute kein Rennen mehr zu fahren. Ich war auch schon wieder fast komplett ausgekühlt.
Aber dann kam er doch noch. Sichtlich abgekämpft (die Paragleiter mussten nach der Landung noch ca. einen halben Kilometer samt Gleitschirm und Ausrüstung zur Wechselzone sprinten um an die Biker zu übergeben), ich fragte ihn nicht warum und wieso, es nützt ja sowieso nichts, also nicht noch mehr Zeit verlieren. Nach dem “Abklatschen” sprintete ich mit dem Rad zum Start der Bike-Strecke (vorher durften wir nicht aufs Bike aufsteigen), klickte die MTB-Winterschuhe in die Pedale, und wie ein Gestörter startete ich als 31. von 33 Teams auf die Bikestrecke. Jetzt galt es Positionen wett zu machen, aber der Rückstand auf den 30. war schon ziemlich groß. Egal, wie von Sinnen hämmerte ich in die Pedale, und machte ordentlich Tempo am Asphalt. Die Form war für die Jahreszeit ausgezeichnet, normalerweise habe ich ja mein traditionelles körperliches wie mentales “Dezember-Tief”, heuer ist alles anders. Nach ein paar Minunten war es dann soweit, der erste Mitstreiter war in Sichtweite. Dadurch angespornt, zog ich abermals das Tempo an; ich wusste dass ich grad am aperen Abschnitt auf Asphalt viel Zeit wett machen konnte. Da war der erste auch schon ein – und überholt, da kam auch schon der nächste an die Reihe. Und noch einer. Und dann noch einer. Schon vier Positionen wettgemacht, so cool, jetzt wird das Feld von hinten aufgerollt!
Nach der Abzweigung zum Forstweg bremste dann der immer tiefer werdende Schneegatsch meinem Temporausch langsam aber sicher ein, und mühsam kämpfte ich mich vorwärts. Es lief zwar deutlich besser als noch bei der Besichtigungsrunde, bedingt durch das höhere Tempo – mit Schwung kann man einfach mehr fahren – trotzdem musste ich 2, 3 Mal für ein paar Meter vom Rad, da der Schneegatsch stellenweise einfach zu tief war und sich mein Hinterrad darin vergrub. Trotzdem überholte ich auch auf diesem schwierigen Abschnitt noch 2 weitere Mitstreiter, und übergab am Wiesenhof, die letzten Meter auch wieder schiebend, nach gut 22 Minuten Fahrzeit an Luggi, der sogleich mit den Skiern in der Hand zur Piste sprintete. Cool, 6 Positionen gutgemacht, das macht Spass! Ist mal was anderes als bei den “normalen” Bergrennen, wo ich üblicherweise meist relativ weit vorne starte und dann bis ins vordere Mittelfeld “durchgereicht” werde.
Ski – Riesentorlauf (Luggi)
Für mich war dieses Rennen eine absolute Premiere. Teambewerb mit 4 unterschiedlichen Disziplinen, und ich trat im Skifahren an. Das liegt mir eigentlich Da die Skistrecke als “Skicross” ausgeschrieben war, freute ich mich schon auf einen heftigen Ritt durch den Schnee, doch dann wurde uns gesagt, dass es ein Riesentorlauf ist. Na gut, dann mach ich halt mein erstes Skirennen!
Die Streckenbesichtigung war für mich wichtig, da konnte ich mir einprägen wo es ungefähr hingeht und die Schlüsselstellen merken. Der Lauf war ohne große Schwierigkeiten gesteckt, die Übergänge waren entscheidend. Schnell wurde uns auch klar, dass der Skifahrer das Rennen nicht gewinnen, sondern nur verlieren konnte, denn überholen war schier unmöglich. Daher war die Devise schnell, sicher und fehlerfrei durchzukommen. Bis zum Start plauderte man im Gasthaus mit den Konkurrenten. Da waren doch einige Rennläufer dabei, die auch FIS und Europacup-Rennen fahren. Die Starts der Paragleiter konnte ich von meiner Wechselzone aus gut einsehen. Plötzlich sah ich, wie einer aus der Luft wieder runter kam und sich in einem Begrenzungsnetz verfing. Gott sei Dank ist nicht mehr passiert. Als er wieder aufstand, sah ich dass es Peter war. Scheiße dachte ich! Jetzt ist alles verloren. Die Minuten vergingen. Doch Peter kam beim 2. Versuch dann gut ins Tal.
Die Nervosität stieg bei mir. Die Skifahrer machten sich bereit für ihren Start, und ich machte mich mental schon drauf gefasst als letzter die Strecke in Angriff zu nehmen. Doch dann schrie der Sprecher unsere Nummer. Wow, der Tom ist gewaltig unterwegs. Plötzlich schoß mir das Andrenalin in die Muskeln und ich war hoch motiviert. Tom kam in die Wechselzone geflogen, klatschte ab und ich sprintete vollgas Richtung Start. Rein in die Bindung und vollgas durch die ersten Tore. Ich versuchte immer rund zu bleiben - die Wandeln waren schon recht groß und der Schnee saugte ziemlich - und keinen Schwung abzustechen. Ich denke dass mir das ganz gut gelungen ist. Im Steilhang brannten dann die Oberschenkel wie Feuer, kurz vor dem Sprung setzte i mi leicht hinten eini, und es hot mi gonz schea auskebt - hoffentlich gibt’s da kein Foto Durch die letzten Tore in Abfahrtshocke und über die Ziellinie. Peter erwartet mich im Ziel, die Medaillen bekamen wir gleich um den Hals. Kurz und knackig, cooles Rennen, gute Teamleistung!!! Danke Jungs!!!
Ergebnisse, Fotos und Links
Platz 25 / 33 Teams
http://www.riseandfall.at
Hier ein Video von Christian Haas (Team “Aronialand”), wo man gut sieht mit welchen Verhältnissen die Biker zu kämpfen hatten:
http://www.youtube.com/watch?v=23iXlh_xEAs
Unser Fazit – trotz Sauwetters und Peter’s kleinem “Malheur” war es ein saugeiler Bewerb! Gleich bei seiner Premiere wurde der “Rise&Fall Mayrhofen” aus unserer Sicht fehlerlos und professionell durchgeführt. Einzig der Zeitplan am Tag des Bewerbs könnte ein bisschen straffer gestaltet werden, die stundenlange Warterei war für alle Teilnehmer, verschärft durch das schlechte Wetter, schon sehr mühsam.